K novému bodovacímu systému, který je používán od roku 2007, bylo několik dotazů, na které bych zde rád odpověděl.
1. "Schade, dass die Vergleichbarkeit mit den vergangenen Läufezehnkämpfen verloren geht ..."
Wenn man die Protokolle nebeneinander legt, kann man die Punktzahlen tatsächlich nicht vergleichen. Man kann aber seine Leistungen in die Formeln einsetzen und kann damit die Läuferzehnkämpfe viel besser vergleichen.
Wer gern seine bisherigen Leistungen als persönliches Leistungsdatenblatt mit den neuen Punkten haben möchte, kann das Blatt bei mir per Mail bestellen.
2. "Das System wurde mit den Zeiten der letzten 23 Jahre gemacht, ist es dann erforderlich, diese Berechnungen nach einer gewissen Zeit (10 Jahre) zu wiederholen?"
Im Prinzip ist das nicht nötig. Das System ist nach oben offen, das heißt, wenn die aktuellen Bestzeiten überboten werden, gibt es eben mehr als 900 Punkte. Wenn sich aber die Leistungsverteilung auf den Strecken extrem unterschiedlich entwickeln würde, sollte man das System erneut kritisch betrachten. Das würde aber bedeuten, dass die Leistungen über viele Jahre (z. B. 20 Jahre) völlig anders sein müßten als bisher.
3. "Ich habe einmal die Punkte für den 1., 10. und 20. jeder Strecke von 2006 (Männer) hergenommen und eine Kurve gezeichnet. Bei den Erstplatzierten kann es immer extreme Spezialisten geben, aber der 10. und 20. sollten repräsentativ sein. Auffällig ist, dass bei allen Kurven ein eklatanter Bruch zwischen 400 m und 800 m existiert. Alle Werte von 800 m bis 10.000 m liegen (für den 10.) zwischen 609 und 660, von 60 m bis 400 m aber zwischen 744 und 729. Ziemlich parallel verläuft die Kurve beim 20. Platz. Müßten die Punktzahlen nicht alle im selben Bereich zu finden sein?"
Das kann man so nicht erwarten. Man muss sehen, wie sich die Leistungen eines bestimmten Läuferzehnkampfs in die gesamte Datenmenge einsortieren. Ich habe einmal die Platzierung der oben gewählten Sportler in der "Ewigen Bestenliste" ermittelt und in ein ähnliches Diagramm gezeichnet. Dabei fällt auf, dass es ebenfalls ein Gefälle von den Sprints zu den langen Strecken gibt. Es wird also deutlich, dass bei den Sprints absolute Bestleistungen erzielt wurden, aber auf den langen Strecken die Leistungen deutlich unter den Bestzeiten lagen.
Als Ursache dafür würde ich die extremen Windverhältnisse 2006 in Wien sehen. Auf den Sprintstrecken hat der Wind die Leistungen entweder nicht oder positiv beeinflusst. Auf den längeren Strecke machte der böige Wind und der kalte Regen schon mehr Probleme.
Noch einmal zurück zu dem Diagramm von 2006. Die gewählten Leistungen sind nur Stichproben. Schon beim 21. könnte es sein, dass die Linie gerade ist. Das tritt ein, wenn es eine Leistungslücke auf den Sprintstrecken geben würde, aber die Leistungen auf den langen Strecken immer noch dicht beieinander liegen. Das Punktsystem nimmt keine Rücksicht, wie die Leistungen tatsächlich verteilt sind. Im Jahr 2004 in Bautzen z. B. hätte es für die 400 m deutlich weniger Punkte gegeben als für die anderen Strecken, weil die 400 m einfach deutlich schwächer waren.
Ich habe einmal die Punktzahlen der besten 30 insgesamt je Strecke in ein Diagramm eingezeichnet. Obwohl die Leistungsverteilung aller Läuferzehnkämpfe auf allen Strecke annähernd gleich ist, erkennt man immer wieder Leistungslücken und dann wieder Leistungshäufungen, die die Punktzahl einer Platzierung auseinnder ziehen.
Die Punkte der besten 30 Männer je Strecke:
Die Punkte der besten 30 Frauen je Strecke:
4. "Ich laufe über 100 m 12,97 s und würde dafür rund 700 Punkte bekommen. Über 10.000 m laufe ich 35:37 min. und würde dafür ebenfalls 700 Punkte bekommen. In meinen Augen sind die Leistungen überhaupt nicht das gleiche, die 10.000 m Zeit müßte viel besser bewertet werden."
Dass die beiden Zeiten gleich viele Punkte bringen, ist korrekt: Über 100 m steht die L10K-Bestmarke bei 11,47 s, dass heißt die 12,97 ist rund 13 Prozent schlechter. Bei den 10.000 m ist die zweitbeste Zeit (31:29 = 1889 s) in das Punktsystem eingeflossen, weil sich die Bestzeit als Ausreißer erwies (siehe auch oben im Diagramm). Die Zeit von 35:37 (= 2137 s) ist ebenfalls rund 13 Prozent langsamer. Daraus folgt, beide Strecken müssen die gleiche Punktzahl bekommen.
Wenn Du aber sagst, dass 12,97 s über 100 m nicht mit der Leistung über 10.000 m vergleichbar sind (rein physikalisch betrachtet oder einfach nur subjektiv), gebe ich Dir sogar recht. Allerdings besteht beim Läuferzehnkampf tatsächlich das Problem Äpfel mit Birnen vergleichen zu müssen. Da ist die Idee des neuen Systems ein recht guter Kompromiss: Bestzeit = 900 Punkte, schlechteste Zeit = 1 Punkte (schlechteste Zeit normiert auf das 2,1fache der Bestzeit) und dazwischen eine quadratische Funktion.
Einen weiteren Gedanken zu diesem Thema schickte mir Roman Roßmann, der Gesamtsieger von 2006, per Mail: "... Dabei ist mir allerdings auch noch eine andere Ursache eingefallen: ein Sprinter läuft in einem 60, 100 oder 200 m Wettkampf immer in Richtung seiner Bestleistung oder seinem momentanen Leistungsstand. Bei längeren Strecken ist es viel schwieriger auch wirklich die Leistung abzurufen, die möglich wäre. Gründe dafür sind Taktik während eines Rennens oder wenig Konkurrenz (Tempoarbeit). Einem Sprinter sind solche Probleme nicht bekannt."
5. "Durch die neuen Punkte werden die Platzierungen der vergangenen Läuferzehnkämpfe sicher recht stark durcheinander gebracht. Gibt es auch neue Sieger?"
Die Ergebnisse der vergangenen Läuferzehnkämpfe bleiben so wie sie sind. Nur in der "Ewigen Bestenliste", die aufgrund der neuen Punkte erstmals erstellt werden kann, sind sicherlich auch eigentliche Gesamt- oder Alterklassensieger hinter den eigentlich Zweitplatzierten zu finden. Zum Läuferzehnkampf 2006 darf ich sicherlich verraten, dass Kelly Rodmell in die Top 10 der Frauen und insgesamt (Frauen und Männer zusammen) unter die Top 30 gelaufen ist.
6. "Warum wurden für die Berechnungen nicht die aktuellen Weltrekorde herangezogen?"
Beim Läuferzehnkampf herrschen aufgrund des Mehrkampfcharacters ganz andere Bedingungen als bei Wettkämpfen, bei denen Weltrekorde erzielt werden. Trotzdem habe ich einmal die Weltrekorde (Stand 07.02.2007) heraus gesucht und mit den L10K-Bestzeiten (ohne Ausreißer) verglichen. In den Tabellen sind die Punkte eingetragen, die die Weltrekorde mit dem neuen Punktsystem erhalten würden. Außerdem ist der Faktor zwischen L10K-Bestzeit und Weltrekord eingetragen.
Strecke (Frauen) |
Weltrekord |
Weltrekord in s |
Punkte |
L10K-Bestzeit |
L10K-Bestzeit in s |
Punkte |
Zeit-Faktor |
60 m |
6,92 s |
|
1133 |
8,04 s |
|
900 |
1,162 |
100 m |
10,49 s |
|
1210 |
12,82 s |
|
900 |
1,222 |
200 m |
21,34 s |
|
1226 |
26,36 s |
|
900 |
1,235 |
400 m |
47,60 s |
|
1213 |
58,30 s |
|
900 |
1,225 |
800 m |
1:53,28 min |
113,28 s |
1178 |
2:15,54 min |
135,54 s |
900 |
1,197 |
1000 m |
2:28,98 min |
148,98 s |
1205 |
3:01,50 min |
181,50 s |
900 |
1,218 |
1500 m |
3:50,46 min |
230,46 s |
1200 |
4:39,82 min |
279,82 s |
900 |
1,214 |
3000 m |
8:06,11 min |
486,11 s |
1284 |
10:24,46 min |
624,46 s |
900 |
1,285 |
5000 m |
14:24,53 min |
864,53 s |
1245 |
18:01,57 min |
1081,57 s |
900 |
1,251 |
10000 m |
29:31,78 min |
1771,78 s |
1310 |
38:36,88 min |
2316,88 s |
900 |
1,308 |
Strecke (Männer) |
Weltrekord |
Weltrekord in s |
Punkte |
L10K-Bestzeit |
L10K-Bestzeit in s |
Punkte |
Zeit-Faktor |
60 m |
6,39 s |
|
1075 |
7,15 s |
|
900 |
1,119 |
100 m |
9,77 s |
|
1149 |
11,47 s |
|
900 |
1,174 |
200 m |
19,32 s |
|
1178 |
23,11 s |
|
900 |
1,196 |
400 m |
43,18 s |
|
1130 |
50,05 s |
|
900 |
1,159 |
800 m |
1:41,11 min |
101,11 s |
1073 |
1:52,95 min |
112,95 s |
900 |
1,117 |
1000 m |
2:11,96 min |
131,96 s |
1089 |
2:28,97 min |
148,97 s |
900 |
1,129 |
1500 m |
3:26,00 min |
206,00 s |
1095 |
3:53,49 min |
233,49 s |
900 |
1,133 |
3000 m |
7:20,67 min |
440,67 s |
1138 |
8:33,69 min |
513,69 s |
900 |
1,166 |
5000 m |
12:37,35 min |
757,35 s |
1152 |
14:50,55 min |
890,55 s |
900 |
1,176 |
10000 m |
26:17,53 min |
1577,53 s |
1180 |
31:29,44 min |
1889,44 s |
900 |
1,198 |
Was sagen uns diese Zahlen?
Je kleiner der Zeit-Faktor ist, desto näher liegen die L10K-Bestzeiten am Weltrekord. Je größer der Zeit-Faktor und damit auch der Punktabstand zur 900-Punkte-Marke, desto schlechter müssen die L10K-Zeiten im internationalen Vergleich betrachtet werden. Die Bestzeiten über 60 m und 800 m bei den Männern liegen sehr nahe am Weltrekord, während bei den 10.000 m der Frauen ein deutlicher Abstand zu sehen ist.
Um die Auswirkungen auf die Punktzahlen zu verdeutlichen, habe ich zu Testzwecken das Punktsystem auf Basis der Weltrekorde erstellt (Da die Formel feststeht und eine Formel für die Parameter existiert, ist das jetzt schnell erledigt). Ich habe den Weltrekord auf 1125 gesetzt (= durchschnittliche Punktzahl für einen Weltrekord bei den Männern, siehe Tabelle). Für die langsamste Zeit habe ich den bisherigen Faktor von 2,1 mit dem durchschnittlichen Faktor (= 1,157) zwischen L10K-Bestzeit und Weltrekord multipliziert.
Die Punkte der besten 30 Männer je Strecke sähen dann so aus:
Es würde auf der einen Seite honoriert werden, dass die besten Läufer eher Mittelstreckenläufer sind als Sprinter. Auf der anderen Seite gibt es aber für die langen Strecken recht wenige Punkte. Damit würde es für die 35:37 min über 10.000 m aus Frage 4 jetzt weniger Punkte geben als für die 12,97 s über 100 m. Anders gesprochen: Die besten 10.000-m-Läufer (von dem einen Ausreißer abgesehen) würden immer noch weniger Punkte erhalten als die 30st-beste Zeit über 800 m.
Für die Frauen habe ich den Weltrekord ebenfalls auf 1125 gesetzt. Damit würde dafür Rechnung getragen, dass die L10K-Bestzeiten der Frauen deutlich weiter vom Weltrekord entfernt sind als die der Männer. (Würde man die Punktzahl höher setzen, würden sich die Werte aufgrund der quadratischen Formel noch weiter auseinander ziehen!)
Die Punkte der besten 30 Frauen je Strecke sähen dann so aus:
Es ist ein deutliches Gefälle von den Sprints zu den langen Strecken erkennbar. Da die Leistungsverteilung auf den einzelnen Strecken des Läuferzehnkampfes innerhalb des L10K-Leistungsbereichs ungefähr gleich ist (bei den Sprints noch eher zur Spitze gedrängt), würde dieses System wieder den Sprintern einen Vorteil einräumen.
Das bisher beschriebene Punktsystem beachtet die im Läuferzehnkampf tatsächlich erreichbaren Leistungen. Besonders die langen Strecken profitieren davon, da nach den Strapazen der ersten drei Tage einfach keine Leistungen möglich sind, die sich mit der Weltspitze messen lassen. Aus diesen Gründen würde ich die Weltrekorde weiter unberücksichtigt lassen.
An dieser Stelle kann aber Frage 2 genau beantwortet werden: Das Punktsystem muss genau dann überarbeitet werden, wenn es auf einer Strecke (speziell auf den langen Strecken) viele Läufer mit mehr als 900 Punkten gibt, also der Abstand zum Weltrekord verringert wurde.